Von Florian Faust |
Steppenwolf

Weiße Wände, eine weiße Folie auf dem Boden, ein weißes Möbelstück. Lediglich eine braune Felldecke, nachlässig auf dem Möbelstück ausgebreitet, bricht das Weiß. So präsentierte sich den Schüler:innen der Leistungskurse Deutsch (Jahrgangsstufe 2) der Ellentalgymnasien zunächst das Bühnenbild in der nicht-öffentlichen Aufführung „hesse.steppenwolf“ des Theaters THEATERmobileSPIELE aus Karlsruhe.

Im Mittelpunkt von Hesses Steppenwolf steht der etwa 50jährige Harry Haller, der an einer tiefgehenden Identitätskrise leidet. Er ist zerrissen zwischen seiner bürgerlichen und wölfisch-triebhaften Existenz. Die Frage nach Realität und Fiktion, nach Wahn und Wirklichkeit prägt dabei den Roman.

Aber wie gelingt es, das Verschwimmen zwischen realem und traumhaftem Geschehen auf die Bühne zu bringen? Das THEATERmobileSPIELE hat sich dabei der modernen Technik bedient. Die weißen Wände wurden zu Projektionenflächen und mittels eines Bildschirms wurden wegweisende Gefährten Hallers eingeblendet. Und so kommunizierte und interagierte Harry Haller mit Hermine, Maria und Pablo, als säßen sie ihm gegenüber in seinem weißen Zimmer. Gleichzeitig wurde er mit den zahlreichen Facetten seiner selbst konfrontiert. Der Höhepunkt dieser Konfrontation fand im magischen Theater statt. Zahlreiche Spiegel ermöglichten Harry Haller einen Blick auf und in sich selbst.  Die Botschaft, die ihm letztendlich mit auf den Weg gegeben wurde, hieß: lachen. Humor als Lösung, um der Identitätskrise zu entkommen und zu sich selbst zu finden.

Nach 60 fesselnden Minuten hatten die Schüler:innen die Möglichkeit, dem Schauspieler Julian W. Koenig Fragen zur Inszenierung zu stellen. Dieser blieb auch auf kritische Anmerkungen -  z. B. nach der marginalen Bedeutung Hermines im  Bühnenstück - keine Antwort schuldig. Zusammen mit dem Regisseur Thorsten Kreilos habe  er den rund 280 Seiten umfassenden Roman auf stolze 22 Seiten gekürzt, zum einen um die Aufmerksamkeit auf Harry Hallers Identitätskrise zu lenken, zum anderen aber auch aus reinem Pragmatismus.

Ganz im Gegensatz zu dem Leitspruch des magischen Theaters „Eintritt nicht für Jedermann. Nur für Verrückte“ ist diese Theateraufführung des Romans jedermann zu empfehlen, der sich mit dem Steppenwolf beschäftigen möchte.

Bedanken möchten wir uns  beim Förderverein der Ellentalgymnasien für die finanzielle Unterstützung.